Responsible Down Standard: Alle wichtigen Informationen zum Siegel
Bei der Gewinnung von Daunen und Federn steht das Tierwohl leider nicht immer im Vordergrund. Der Responsible Down Standard will das ändern. Das Siegel kennzeichnet Ware, bei deren Produktion auf die gerechte Behandlung der Tiere geachtet wurde. Wie viel Vertrauen Sie ihm schenken können, lesen Sie hier.
Was ist der Responsible Down Standard?
Beim Kauf von Heimtextilien, Outdoorausrüstung oder anderen mit Daunen und Federn befüllten Produkten sind zwei Dinge besonders wichtig: Das Wohl der Enten und Gänse und die Qualität der Ware. Als gewöhnlicher Kunde verfügt man oft weder über das nötige Knowhow noch die Ressourcen, um eigene Testungen durchzuführen. Hier kommt der Responsible Down Standard ins Spiel.
Hersteller, die ihre Produkte damit kennzeichnen, versichern, dass in der gesamten Lieferkette bestimmte Vorgaben zum Tierschutz eingehalten wurden. Dazu gehört eine ethisch einwandfreie Herkunft ohne Tierleid. Die Rupfung von lebenden Gänsen und Enten, dem sogenannten Lebendrupf, ist nicht erlaubt. Genauso verboten ist die Zwangsfütterung oder Stopfmast der Tiere oder dessen Auslagerung. Auch Tiere von anderen Farmen, die gestopft wurden, dürfen nicht bezogen werden.
Außerdem müssen mit dem Responsible Down Standard versehene Daunen und Federn zu 100% den Regelungen entsprechen und klar vom Rest abgegrenzt werden. Es darf also zu keiner Vermischung kommen.
Responsible Down Standard 2.0
Die bisher neueste Version, der Responsible Down Standard 3.0, gilt seit 1. Juli 2019. Damit verbundene Audits werden seit 30. Juni 2020 durchgeführt. Durch ihn soll sichergestellt werden, dass in den Lieferketten von Daunen- und Federnprodukten kein unnötiges Tierleid passiert. Anhand von Vergünstigungen und der Möglichkeit zur Einflussnahme auf die Weiterentwicklung werden zudem Anreize für die humane Behandlung von Tieren geschafft.
Neben dem klaren Ausschluss von Lebendrupf und Stopfmast gibt es noch viele weitere Vorschriften zur artgerechten Haltung der Tiere. Diese sind in folgende Unterpunkte aufgeteilt:
- Fütterung
- Lebensumgebung
- Handhabung und Transport
- Managementpläne und Verfahren
- Schlachten
Für Unternehmen und deren Kundschaft wird somit ein gewisses Bewusstsein dafür vermittelt, dass hinter dem Konsum von Daunen- und Federnprodukten echte Tiere stecken. Das soll auch zu einer ständigen Verbesserung und Verschärfung der Kriterien führen. Die Kennzeichnung gewährleistet, dass die Lieferkette regelmäßig überprüft und laufend überwacht wird.
Fünf Freiheiten des Tierwohl
Grundsätzlich zielen die Vorgaben darauf ab, die fünf Freiheiten des Tierwohl – 1979 vom Animal Welfare Council ins Leben gerufen – zu gewährleisten. Die Tiere müssen folglich frei von Hunger und Durst, frei von Unbehagen und Schmerzen sowie frei von Verletzungen und Krankheiten gehalten werden. Darüber hinaus muss ihnen ein normales Leben gewährt werden und sie dürfen keinen unnötigen Ängsten ausgesetzt werden.
Seit 2019, also Inkrafttreten der dritten Version, wird daher eine Betäubung vor der Schlachtung vorgeschrieben. Im Betäubungsleitfaden werden die Verantwortlichen über den genauen Vorgang informiert und müssen sich daranhalten. Außerdem dürfen bei der Fütterung keine Wachstumshormone hinzugefügt werden. Gentechnisch verändertes Futter ist so gut möglich zu vermeiden.
Ablauf des Audits
Zunächst wird die Zertifizierung bei einer der zuständigen, unabhängigen Zertifizierungsstellen beantragt. Hier wird empfohlen, sich an mehr als eine Stelle zu wenden, um Preise und Zeitpläne vergleichen zu können. Anschließend wird ein Termin für den Besuch eines Auditors gewählt. Im Fall eines Mangels kann dieser innerhalb einer vorgegebenen Frist behoben werden. Wird eine der kritischen Anforderungen nicht erfüllt, wird der Betrieb ausgeschlossen.
Das Zertifikat muss jährlich erneuert werden. Während für den ersten Audit ein Termin festgelegt wird, kann dieser in den darauffolgenden Jahren sowohl unangekündigt als auch angekündigt stattfinden. Darüber hinaus behält sich die Zertifizierungsstellt vor, zusätzliche Kontrollen zur kontinuierlichen Einhaltung der Anforderung jederzeit und ohne vorherige Anmeldung durchführen zu dürfen.
Wer steckt hinter dem Responsible Down Standard?
Der Eigentümer des Responsible Down Standard ist Textile Exchange. Die global operierende Non-Profit-Organisation mit dem Slogan „creating material change“ setzt sich für einen Wandel in der Textilindustrie ein. Das Ziel ist es, das Verantwortungsbewusstsein der einzelnen Beteiligten voranzutreiben und dem Tierleid ein Ende zu setzen.
Das Siegel wurde 2014 in Zusammenarbeit mit der Outdoormarke The North Face sowie verschiedenen Tierschutzorganisationen, Expert:innen der Branche und Betrieben entwickelt. Der Fokus liegt eindeutig auf dem Schutz der Wasservögel, deren Daunen und Federn zur Herstellung von Produkten, wie Bettdecken oder Winterjacken, eingesetzt werden.
Was den Responsible Down Standard im Vergleich zu anderen bekannten Siegeln wie dem Global Traceable Down Standard oder dem Downpass Standard besonders macht, ist die hohe Zahl an namhaften Herstellern, die ihre Produkte damit zertifizieren. So gehören hier unter anderem die internationalen Kleidungsketten C&A und H&M, aber genauso die auf Outdoor spezialisierten Marken Jack Wolfskin, Mammut oder Vaude dazu.
Warum sind solche Standards wichtig?
Leider werden Tiere sowohl in der Fleisch- aus auch Textilindustrie zu oft nicht als Lebewesen mit Gefühlen und Schmerzempfinden, sondern viel mehr als reines Nutztier gesehen. Mit Lebendrupf kann die Menge an gewonnenen Daunen und Federn eines Tieres maximiert werden. Denn diese wachsen nach, wodurch ein- und dieselbe Gans oder Ente bis zu viermal gerupft werden kann. Elterngänse müssen aufgrund ihrer längeren Lebensdauer teilweise bis zu 16 Lebendrupfungen ertragen.
In unserem Ratgeber erfahren Sie, welche die besten Daunen-Alternativen sind und ob sie wirklich das taugen, was sie versprechen-
Zwar ist der Lebendrupf in der EU verboten und als Tierquälerei qualifiziert. Dennoch gibt es Ausnahmen und damit Schlupflöcher, wie etwa die Mauser-Zeit. Während dem Mausern verlieren Wasservögel ihre Federn auf natürliche Art, damit ein frisches Federkleid nachwachsen kann. In Betrieben mit tausenden Gänsen und Enten ist es allerdings nicht machbar, die individuellen Mauser-Zeiten einzuhalten.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, mit weltweit gültigen Siegeln und Kennzeichnungen zu arbeiten, die sicherstellen, dass in der Produktion kein Tier gelitten hat. Je mehr große wie kleine Unternehmen sich den Standards verschreiben, desto mehr Bewusstsein wird auch in der Gesellschaft für den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren und tierischen Produkten geschaffen.
Spezialfall Patagonia
Patagonia ist seit jeher bekannt dafür sich seiner Verantwortung als Teil der Textilindustrie nicht entziehen zu wollen. Sie werben mit einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und der Einhaltung bestimmter Standards bei Verwendung tierischer Produkte.
2022 werden jegliche „virgin down products“, also nicht recycelte Daunenprodukte nur noch mit dem Responsible Down Standard gekennzeichnet. Das ist neu. Denn bis vor Kurzem waren die Fabriken für Patagonia doppelt zertifiziert – nämlich mit dem Global Traceable Down Standard. Bei dessen Entwicklung hat der Konzern 2015 sogar selbst mitgeholfen.
Es wurde zwar gleichzeitig versucht den Responsible Down Standard kontinuierlich zu verbessern, der allein reichte jedoch als Zertifizierung nicht aus. Der Kritikpunkt: Die Rückverfolgung findet nur bis zur Aufzucht statt und umfasst keine Elterntierfarmen. Die neuesten Änderungen des Standards sollen nun Regelungen für eben jene Elterntiere enthalten, was für Patagonia den Ausschlag gab, sich den vielen anderen Unternehmen anzuschließen.
Fazit: Der Responsible Down Standard ist vertrauenswürdig
Mit einer jährlichen Auffrischung, regelmäßigen angekündigten wie unangekündigten Kontrollen und klaren Vorschriften zu fast allen Aspekten der Tierhaltung, ist dem Responsible Down Standard zu vertrauen. Mittlerweile gehören ihm bereits über 900 große und kleine Farmen an. Gleichzeitig zertifizieren viele namhafte Hersteller ihre Produkte damit. Das fördert eine strenge Kontrolle sowie den Drang zur ständigen Weiterentwicklung und Verbesserung.
Verwendete Quellen
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Als ich vor einigen Jahren eine Dokumentation über Tierleid bei der Daunengewinnung gesehen habe, war für mich klar, dass ich hier einen Beitrag leisten will. Seitdem berichte ich bei Daunenfeder.com über Tierschutz bei Daunenprodukten und woran man als Laie Qualität erkennen kann.